Monday, January 2, 2017

LOOKING FOR A HABITABLE HELL

INTERVIEW BY DARE MAGAZINE
 
LOOKING FOR A HABITABLE HELL

By Frank Steihofer (Spiegel, Süddeutsche). January 2nd, 2017.

(Interview in German language.)

Guillermo Fadanelli zählt zu den wichtigsten mexikanischen Schriftstellern der Gegenwart. In seinen Romanen erzählt er von menschlicher Einsamkeit und dem Widerstand gegen einen schaurig-bizarren Organismus: die Mega-City. Ein Gespräch über Liebe und Leben im Monstrum Mexiko-Stadt.

Mein erstes Interview auf Spanisch. Ich bin aufgeregt. Guillermo Fadanelli und ich treffen uns in der Bar Nuevo Leon, eine urtümliche Cantina. Aprikotfarbene Wände, Stühle aus Holz. Eine Freundin sitzt am Tisch. Guillermo begrüßt mich innig, er trägt einen Sombrero. Abtasten. Hier der Sprachgigant, da der Fragensteller, der des Spanischen nicht wirklich mächtig ist. Kann das gutgehen? Wir bestellen. Erstes Bier, erste Frage.

DARE: In europäischen Hauptstädten geht es um individuellen Komfort, in Mexiko City ums Überleben. Stimmt’s?
GF: Mexiko City ist nicht wirklich eine Stadt, es ist ein Territorium. Heimgesucht von Gespenstern der Vergangenheit und Gegenwart. Es ist auch ein öffentliches Waisenhaus. Die Einwohner sind Waisen! Gegenüber Institutionen, die meist befallen werden durch Korruption und Ineffizienz. Jeder erschafft sich seinen einen eigenen Mythos der Stadt, läuft über Straßen, durch den öffentlichen Raum ohne wirklichen Schutz, ohne Bürgerrechte. Die Polizei ist unzuverlässig. Bosheit, Intuition, Temperament oder einfach Glück helfen uns dabei zu überleben.

Continues:
DIE HÖLLE IST BEWOHNBAR